Gurtengipfel

Gurtengipfel 2024

Berner Zeitung, Michael Feller, publiziert 17.07.2024 21:34:

Kulturpolitik am Gurtenfestival - Harziges Podium, ab in den Apéro!

Beim traditionellen Gurtengipfel starteten die Gemeinderatskandidatinnen und -kandidaten in den Wahlkampf – und verschwörten sich gegen die Moderation.

Der Gurtengipfel ist ein eingespieltes Ritual der Berner Kulturszene. Einmal pro Jahr, am ersten Tag des Gurtenfestivals, wird in Open-AirNähe über Kulturpolitik debattiert. Wobei traditionell die Diskussionsrunde weit weniger ergiebig ist als der dazugehörende Apéro.

Dieses Jahr versprach die Affiche aber auch inhaltliches Berauschungspotenzial: Das Bekult-Moderationsduo Bernhard Gyger und Beat Glur dirigierte gewissermassen den Auftakt zum diesjährigen städtischen Wahlkampf. Alle neun Kandidatinnen und Kandidaten für den Berner Gemeinderat waren da, um ihre Kulturaffinität unter Beweis zu stellen. Am 24. November sind Wahlen.

Schulmeisterlich abgefragt

Doch die Diskussion wurde nicht zum erhofften Knüller, woran die Kandidierenden aber keine Schuld traf. Zuerst fragte BekultGeschäftsführer Beat Glur schulmeisterlich Kulturwissen ab: Wer ist Michael von Graffenried, was heisst Ikur, was bedeutet Ono? Das Quiz stachelte aber den Wettbewerb auf dem Podium keineswegs an, weil sich Freund und Feind gegen den Moderator verbrüderte und -schwesterte und sich die Antworten zuflüsterte. Alec von Graffenried (GFL) tadelte gar Glur dafür, dass er es noch immer nicht schaffe, den Namen seiner ärgsten Konkurrentin ums Stadtpräsidium, Marieke Kruit (SP), richtig auszusprechen.

Nach der Aufwärmrunde übernahm Bekult-Präsident Bernhard Giger die Fragerei. Wegen Gigers Hang zur ausschweifenden Frage gestaltete sich der Abend bald zäh. Bemerkenswerte Äusserungen gab es tatsächlich. So bezeichnete SVP-Gemeinderatskandidat Janosch Weyermann die Reitschule als «bedeutende Kulturinstitution».

Doch noch hitzig

Florence Pärli (FDP) monierte, Kulturschaffende seien zu staatsnah, «fast wie Beamte», die überhöhte monetäre Erwartungen hätten. Dabei sei die Kultur doch «die vierte Gewalt» im Staat. Ursina Anderegg (GB) hielt heftig dagegen und störte sich sowohl am Kreativen- wie auch am Beamtenbashing ihrer Mitstreiterin. Für sie ist klar: Die Anforderungen an Kulturinstitutionen und Kunstschaffende wachse, während gespart werde, was nicht aufgehe.

Marieke Kruit wünschte sich, dass Kinder früh an die Kultur herangeführt würden, und rühmte ein jüngst erlebtes Ukulele-Konzert. Melanie Mettler (GLP) möchte mehr Geld aus der Wirtschaft auftreiben. Und Alec von Graffenried wünschte sich mehr kulturpolitische Debatten, während der Grossteil der 150 Zuhörenden nach knapp zwei Stunden nur noch den Apéro herbeisehnte.

Programm

Mittwoch, 17. Juli 2024 ab 17.00 im Restaurant Gurten-Kulm

17.00 Eintreffen der Gäste / Willkommens-Drink / Begrüssung

18.00 Grusswort von Bobby Bähler, Leiter Gurtenfestival

Kulturpolitisches Panel mit den neun Kandidatinnen und Kandidaten für Gemeinderat und Stadtpräsidium:

  • Alec von Graffenried (GFL)
  • Marieke Kruit (SP)
  • Melanie Mettler (GLP)
  • Janosch Weyermann (SVP)
  • Matthias Aebischer (SP)
  • Ursina Anderegg (GB)
  • Bettina Jans-Troxler (EVP)
  • Florence Pärli (FDP)
  • Beatrice Wertli (Mitte)

 

Moderation: Bernhard Giger und Beat Glur

19.30 Networking bei Getränken und Häppchen, danach, falls erwünscht, individueller Besuch des Gurtenfestivals

 

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